Es ist eher selten, dass VfL-Coach Daniel Thioune nach einem Testspiel seiner Mannschaft hochzufrieden ist. Der Osnabrücker Auftritt am Dienstagabend in Gehrde gegen den Oberligisten TuS Bersenbrück ließ den Trainer jedoch frohlocken: Der 4:0-Erfolg des Drittligisten machte nicht nur den Trainer froh. 
Das war in der Tat beste lila-weiße Werbung in der Osnabrücker Region. Die rund 600 Zuschauer im kleinen, aber feinen Sportpark an der Jahnstraße in Gehrde spendeten dem VfL nach 90 Minuten anerkennenden Applaus. Dabei war der zwei Klassen höher spielende Gast mit einem Kader in den Nordkreis gereist, der in dieser Zusammensetzung wohl kaum in der 3. Liga antreten würde. Thioune brachte die Profis mit, die in den vergangenen Wochen eher wenig Einsatzzeiten in der Liga zu verzeichnen hatten. Dazu einige A-Jugendliche wie Hakim Traoré oder Sven Rüschenschmidt-Sickmann (sein kompletter Name passt leider nicht auf ein Trikot), die zum ersten Mal etwas höherklassige Luft schnuppern durften. Und die Mitglieder dieser Mischung nutzten ihre Chance, dem Stammpersonal aus dem Profi-Kader zu signalisieren, dass auf die zweite Reihe Verlass ist. „Genau das will ich sehen. Ich habe den Jungs gerade gesagt, dass sie eine tolle Vorstellung abgeliefert haben – und das gegen eine Spitzenmannschaft aus der Oberliga“, meinte Thioune nach dem Abpfiff. „Das Spiel heute Abend zeigt mir, was für eine gute Mannschaft ich habe.“ Der VfL-Trainer, der eigentlich nicht dazu neigt, einzelne Spieler hervorzuheben, hatte diesmal aber ein Sonderlob für Steffen Tigges und Kamer Krasniqi parat. „Beide waren unfassbar gut unterwegs.“ Tigges krönte seinen lauffreudigen und couragierten Auftritt mit zwei blitzsauberen Toren zum 3:0 und 4:0 (54./83.) in der zweiten Halbzeit. Auch Krasniqi trug sich in die Torschützenliste ein, indem er vor der Pause sicher einen Foulelfmeter verwandelte (35.). Zuvor hatte Bersenbrücks Mark Flottemesch den Osnabrücker Angreifer Luca Pfeiffer im Sechzehner von den Beinen geholt. Apropos Pfeiffer: Der baumlange Angreifer spielte 63 Minuten. Bis dahin wirbelte er mit seinem Stil nicht die TuS-Defensive durcheinander, aber mit seiner Kopfballstärke und Wuchtigkeit öffnete er immer wieder Räume für seine Mitspieler – und erzielte selbst nach neun Minuten den Treffer zur 1:0-Führung. Der Leistungspfeil des 22-Jährigen zeigt weiter nach oben. Der Oberligist aus Bersenbrück, aktuell Tabellenzweiter startete weitgehend mit seiner ersten Elf in die Partie – und hielt gerade in der ersten Halbzeit mit einigen Kontern über den pfeilschnellen Bulani Malungu dagegen. Die Osnabrücker Defensive stand jedoch sicher. Für TuS-Coach Farhat Dahech war das 0:4 kein Beinbruch: „Das Ergebnis interessiert mich sowieso nicht. Es war ein richtig guter Test für uns. Meine Spieler durften sich mit höherklassigen Kollegen messen und Erfahrung sammeln. Wenn wir nach unserem letzten Spiel am Sonntag erst am Donnerstag gegen den VfL gespielt hätten, wären wir vielleicht etwas frischer gewesen.“ Das sahen übrigens auch die „TuS-Fans aus der Südkurve“ so, die sich aktuell ohnehin mehr mit dem möglichen Aufstieg in die Regionalliga sowie die erste DFB-Pokalrunde 2019/20 beschäftigen. Die sei schließlich nach wie vor möglich. „Über den NFV-Pokal können wir das immer noch schaffen. Und dann spielen wir an der Bremer Brücke in Osnabrück gegen einen großen Gegner.“

Text: Stefan Alberti, NOZ

Fotos: Reinhard Rehkamp

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