Mehr „WIR - GEFÜHL“ – Gesundbrunnen für das Vereinsleben
oder: Fußball ist kein Selbstläufer mehr

 

Während der Erstellung dieses Beitrages schaute die Welt noch nach Brasilien. Das bevorstehende Viertelfinale erhöhte das Fußballfieber. Auch Deutschland hoffte noch auf den so heiß begehrten Titelgewinn. Die WM faszinierte und elektrisierte auch unser Land wie kaum ein anderes Ereignis: Das WIR – GEFÜHL lebt und ist überall zu spüren! Dieses Gefühl entfacht nicht nur Freude oder gar Begeisterung, es schmiedet Gemeinschaftssinn und Verbundenheit. Kurzum: Es kann sehr viel bewegen! Nach dem Finale wird natürlich diese Hochstimmung wieder abflachen, doch wird auch einiges bleiben: beispielsweise die Erinnerung an gemeinsame Aktivitäten in großem und in kleinem Stil, die das Miteinander stärkten. Dieses WIR – GEFÜHL gebrauchen auch Vereine – auch Sportvereine wie der TuS Bersenbrück. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Vereinsarbeit vor Jahrzehnten einfacher war. Die aus heutiger Sicht häufig primitiven Sportstätten und eher bescheidenen Ansprüche schmälerten in keiner Weise die Begeisterung. Der Sportverein stand für uns Jugendliche im Mittelpunkt unseres kleinen Städtchens (damals etwa 3000 Einwohner). Da Fußball spielen eine der beliebtesten und häufigsten Freizeitbeschäftigungen bei vielen Jungen war, hatte auch die Fußballabteilung keine Nachwuchssorgen. Von der A – bis zur D – Jugend stellten alle Altersklassen eine Mannschaft, Spielbetrieb für Jüngere gab es offiziell noch nicht. Trainiert wurde einmal in der Woche, das Trainingsmaterial beschränkte sich zuweilen auf einen Ball. Spielkleidung – Trikots und Hosen - wurde getragen und weitergereicht bis sie nicht mehr tragbar war. Sponsoring war ein Fremdwort. Die beiden Herrenmannschaften hatten kaum Personalsorgen. Vereinswechsel war die absolute Ausnahme: Einmal TuS – immer TuS! Vieles hat sich verändert. Das Freizeitangebot für Jung und Alt ist kaum noch zu überschauen und mit dem gesellschaftlichen und technischem Fortschritt sind die Ansprüche erheblich gewachsen. Der Leistungsgedanke nimmt einen breiten Raum ein. Die Fußballlandschaft ist viel differenzierter geworden und der nicht so talentierte Hobbyfußballer findet nicht mehr überall die erforderliche Beachtung. Die Jugendarbeit beschränkt sich nicht mehr allein auf das ABC des Fußballspielens, sondern stellt inzwischen auch höhere Anforderungen in der Führung junger Menschen. Zusätzliche Veranstaltungen und Unternehmungen sind oft erforderlich, um den heranwachsenden Nachwuchs (oder später auch Erwachsene) dem Verein zu erhalten. Der Außenstehende erkennt und – manchmal auch der Aktive - honoriert nicht immer den immensen Einsatz, den ehrenamtlich Tätige Wochen für Woche oder bei Sonderveranstaltungen leisten. Dieses freiwillige Engagement, das allen Altersstufen manchmal jahrzehntelang wichtige Erfahrungen und unvergesslich schöne Erlebnisse vermittelt, das zuweilen an die Grenzen der Belastbarkeit geht, verdient hohe Anerkennung. Leider hält sich die Zahl der Interessierten, die die Vereinsarbeit in dieser Form oder auf andere Weise unterstützen, sehr in Grenzen. Vereinsarbeit lebt vom Nehmen und Geben. Ein Sportverein ist keine Einrichtung, bei der man sich nach Zahlung eines Vereinsbeitrages nur noch nach Belieben bedienen sollte.. Wer den gesellschaftlichen Wert eines gemeinnützigen Vereins erkannt hat, von dem er vielleicht selbst oder Angehörige profitieren oder profitiert haben, könnte gelegentlich ein Zeichen der Verbundenheit und Wertschätzung setzen. Möglichkeiten bieten sich in unterschiedlichen Varianten an. Zur Zeit bedarf beispielsweise die Umgestaltung des Vereinsheims den Einsatz bereitwilliger Helfer. Kontinuierliche und erfolgreiche Aufbauarbeit im Jugendbereich bedarf Personal, das erfahren oder gar geschult ist und sich zutraut, mit jungen Menschen eine „sportliche Heimat“ aufzubauen, in der sich alle wohl und verbunden fühlen. „WIR – GEFÜHL“ im lokalen Fußballgeschehen darf sich nicht allein auf gelegentliche Erfolgsmomente Einzelner oder kleinerer Gruppen beschränken. „WIR - Gefühl“ entwickelt sich auch – egal ob in kleinem oder großem Rahmen – im gemeinsamen Bemühen, Bewährtes zu erhalten und sich kontinuierlich neuen Herausforderungen erfolgreich zu stellen.

„WIR – GEFÜHL“ verlangt eine abgestimmte und kooperative Zusammenarbeit von Trainern und Betreuern bei der Verwirklichung von Grob- und Feinzielen. „WIR – GEFÜHL“ fördert den Teamgeist in der einzelnen Gruppe . Ein – und Unterordnen nach dem Motto: gemeinsam sind wir stark. „WIR – GEFÜHL“ bezieht die Elternschaft ein, die Freud und Leid ihrer Kinder als wichtige Erfahrungen bei der Persönlichkeitsbildung einordnen, die willig sind die Freude am Spiel zu stärken. „WIR – GEFÜHL“ ist die Akzeptanz der Trainer- und Betreuerarbeit, die vorrangig mit besten Absichten auf die Weiterentwicklung sportspezifischer Fähigkeiten und des Sozialverhaltens im Sinne des Fair-Plays ausgerichtet ist. „WIR-GEFÜHL“ ist die selbstverständliche und regelmäßige organisatorische Unterstützung durch die breite Elternschaft – insbesondere bei aufwändigen Veranstaltungen. „WIR – GEFÜHL“ beinhaltet das offensichtliche Bemühen der Vereinsverantwortlichen, auch der Arbeit im Jugendbereich die gewünschte Aufmerksamkeit zu widmen. „WIR – GEFÜHL“ - dazu gehört auch die Schar der Gönner und Sponsoren, die auf ihre Weise das Vereinsleben stützen. „WIR – GEFÜHL“ - sind alle, die sich von der Lebensfreude, die der Sport vielfältig versprühen kann, anstecken lassen. „WIR - GEFÜHL“... „WIR – DENKEN UND FÜHLEN“ sind unverzichtbare Quellen eines intakten Vereinslebens. Auch der TuS Bersenbrück benötigt sie.

 

Hermann Thöle